Cable Street Beat
Militanter Antifaschismus


Cable Street Beat
  • CSB und AFA
    Die antifaschistische Organisation Cable Street Beat (CSB), der musikalische Flügel von Anti-Fascist Action (AFA), wurde ursprünglich 1988 gegründet. Es gab zwei Hauptgründe, warum damals CSB aus der Taufe gehoben wurde. Auf der einen Seite sah man CSB als ein gutes Mittel, um antifaschistische Inhalte auch kulturell zu unterfüttern, zu verbreiten und eine breitere Basis für antifaschistische Positionen zu schaffen. Auf der anderen Seite war es eine Antwort auf die Aktivitäten der Nazis, denn diese organisierten viele Konzerte und griffen antifaschistische Konzerte an.

    In den 70igern war Rock Against Racism (RAR) aufgrund der Äußerungen einiger prominenter Popmusiker wie David Bowie und Eric Clapton entstanden. David Bowie hatte geäußert: "Großbritannien ist bereit für einen neuen Hitler. Alles, was die National Front braucht, ist ein Führer." und Eric Clapton meinte öffentlich: "Schmeißt die Kaffer raus - unterstützt Enoch Powell!". (Enoch Powell war Minister des konservativen Schattenkabinetts und fiel durch rassistische Äußerungen und Politik auf.) Soviel zur weißen Weste des etablierten Musikbusiness.

    Im Jahre 1981 hatte sich die inzwischen wieder belebte und der Socialist Workers Party (SWP) nahestehende Anti-Nazi-League (ANL) aufgelöst. Anti-Fascist Action formierte sich, um das entstandene Vakuum zu füllen und um die Isolierung der Antifaschisten im Lande zu überwinden. Und in der Folgezeit formierte sich der antifaschistische Widerstand und es wurden erste Erfolge über die Nazis der National Front erzielt (so z.B. 1985 in Stockport und 1986 in Bury St. Edmunds). Es gab u.a. eine erfolgreiche Kampagne gegen die NF Remembrance Day Paraden, die mitten in London stattfanden.

    Immer deutlicher machte AFA, daß man den Faschismus nicht bekämpfte, um den Status Quo zu verteidigen, sondern weil der Faschismus reaktionär, ultra-konservativ und gegen die Arbeiterklasse gerichtet ist. Und AFA wurde mit den Jahren zum militanten Flügel der antifaschistischen Bewegung. Ziel war es den Faschisten sowohl körperlich als auch ideologisch entgegenzutreten.

    Seit den Anfängen des Punk hatte es Ärger mit den Nazis bei Konzerten gegeben. Dieser Ärger nahm wieder mit der Gründung des NF-nahen White Noise und später mit Blood & Honour Mitte der 80iger zu. Was den wirklichen Anstoß für CSB gab, waren die Ereignisse während der Mitte der 80iger Jahre. Die Nazis erschienen vermehrt auf nicht-faschistischen Konzerten und das war eine deutliche Botschaft an die antifaschistische Szene: bestimmte Konzerte würden nicht ohne Gewalt und Angriffe von Nazis stattfinden können. Sie griffen drei Konzerte an. Die Pogues, Desmond Dekker und die Angelic Upstarts (1988 bei ihrem Gig im Astoria) waren die Opfer der Nazi-Aggressionen. Drei Stoßrichtungen der Nazis zeigten sich hierbei: die anti-irische, die anti-farbige und die anti-sozialistische. Als Reaktion darauf organisierten sich CSB und AFA. Sie begannen drei oder vier kleine Konzerte zu organisieren. Beim ersten spielten The Blaggers und The Neurotics im White Horse, Brixton. Zeitgleich erschien das Cable Street Beat Review Magazin, der Vorläufer des heutigen AFA-Magazins Fighting Talk. Cable Street Beat Review war die unabhängige Stimme der militanten Antifaschisten und erschien in fünf Ausgaben.

    CSB wurde von Mal zu Mal stärker. Der erste große Gig in Camdens Electric Ballroom fand am Jahrestag des Kampfes in der Londoner Cable Street (am 04.10.1936 gegen Mosleys Schwarzhemden) mit Bands wie The Men They Couldn' t Hang, The Neurotics und Attila The Stockbroker statt. Obwohl das Konzert mitten in der Woche an einem Dienstag stattfand, gab es eine Menge Unterstützung. Vor dem Konzert gab es eine Pressekonferenz, auf der Mitglieder aller Bands anwesend waren. Während des Konzertes sprach ein Veteran des Kampfes vom 04.10.36 und er bekam den größten Applaus des gesamten Abends. Dieser Abend bewies, daß eine Verbindung von Politik und Musik möglich ist.

    Danach kam die Dance And Defend Tour, die durch ganz Großbritannien ging, u.a. in London, Brighton, Hatfield, Harlow und Manchester. Das Geld, das zusammenkam, wurde für die Strafgelder von inhaftierten Antifaschisten benutzt.

    Ein großer Erfolg war auch das Konzert mit den Angelic Upstarts im George Robey, Finsbury Park, am 21.01.1989. Während 1988 im Astoria die Faschisten Ärger anzettelten und versuchten Mensis Band am Spielen zu hindern, wurde derartiges 1989 erfolgreich unterbunden. Die Nazis hatten gedroht, daß man die Angelic Upstarts nie in London spielen lassen würde. Genau dieselbe Drohung stießen die Jungs von Combat 18 gegen The Oppressed aus und dennoch spielten diese in London und es traute sich kein Faschist zu diesem AFA-Gig, bei dem auch die deutschen Stage Bottles spielten. Am Abend des 89er Upstarts-Gigs erschienen auch einige dubiose Gestalten. Vier von ihnen wurden höflichst, als sie gerade gehen wollten, zum Verbleiben aufgefordert. Sie sollten sich den Gig bis zum Ende ansehen, aber es wurde ihnen gesagt, daß sie - falls sie den rechten Arm heben oder Naziparolen bringen sollten - ihre körperliche Lektion erhalten würden. Sie sollten sich dieses Konzert ansehen und dann ihren Freunden erzählen können, wogegen sie eigentlich sind.

    Zu dieser Zeit versuchten die Nazis ihren Einfluß auszuweiten und Einfluß auf den Mainstream zu erlangen. Vor allem in der Carnaby Street (das ist übrigens auch heute noch der Platz, wo so manche Nazitrophäe wie z.B. das Hitlers European Tour-T-Shirt verkauft wird und wo so mancher Londoner Bonehead wohnt, denn es ist einfach Touristenviertel und es gibt nicht sehr viele Immigranten und Arbeiterkids dort) versuchten sie ihre Produkte zu verkaufen. Bei einer dieser Begehungen waren 200 Antifaschisten anwesend und der Tag endete damit, daß nicht nur so manche Naziutensilie aus den Geschäften verschwand, sondern, daß auch 2 Nazis, die zuerst noch vor einer Kneipe herumstolzierten, beim Anblick der Antifaschisten ihr Heldenmut verließ, sie wegrannten und einer später mit schlotternden Knien und Angstschweiß auf der Stirn in einer Umkleidekabine in einer Frauenboutique gesehen wurde.

    Die Nazis versuchten ihre Kampagne am 27.05.1989 wieder anzukurbeln, indem Blood & Honour ein internationales Konzert in London plante. Sie hatten unter einem falschen Namen die Stadthalle in Camden angemietet. Doch das wurde aufgedeckt und von AFA verhindert. Als Reaktion darauf erklärte Ian Stuart, seines Zeichens Kopf von Blood & Honour und Skrewdriver, daß der Gig auf jeden Fall stattfinden würde. Er versprach sogar das Eintrittsgeld zurückzuzahlen, wenn das Konzert nicht klappen sollte. Bei einer Kapazität von 1.200 Tickets und einem Preis von 10 englischen Pfund pro Ticket war das eine anständige Summe Geldes. Wie auch immer, AFA bekam Wind vom neuen Treffpunkt (Hyde Park Corner) und war fähig diesen unter ihre Kontrolle zu bringen. Schon über eine Stunde bevor die Faschisten kamen, waren die ersten Antifaschisten anwesend. In der Folge ergaben sich einige Scharmützel zwischen Antifaschisten und Nazis, die leichtsinnigerweise von weit her angereist waren. "Eine Gruppe von Antifaschisten sprang in die U-Bahn, stiegen in der Bond Street aus, genau auf die Nazis zu, die dann eine heftige Abreibung erhielten...In derselben Nacht drangen Unbekannte durch die Tür eines faschistischen Geschäfts in der Carnaby Street ein, bewaffnet mit einigen Schmiedehämmern und vernichteten jede Menge faschistischer Artikel..." zitiert das Fighting Talk beteiligte Antifaschisten. Zu diesem Zeitpunkt wurde den Nazis klar, daß sie nicht offen auftreten konnten. Sie warteten drei Jahre und versuchten es erneut mit der Unterstützung der BNP. Und ihr Treffpunkt war Waterloo und es kam zum "Battle of Waterloo" (wir berichteten in der # 6 über dieses großartige Ereignis!). Seit dieser großen Niederlage haben sie keinen neuen Versuch unternommen, offen aufzutreten. Ein Erfolg militanten Antifaschismus! CSB organisierte 3 "Unity Carnivals", den ersten 1991. Diese Veranstaltungen machten deutlich, wie Musik und Politik zusammenarbeiten konnten. Zu diesem Zeitpunkt war klar, daß die Antifaschisten die Tagesordnung bestimmten und die Nazis selbst in ihren Vierteln und ehemals sicheren Bastionen herausforderten. So war der "Unity Carnival" Teil der Strategie, mit der die BNP in Ost-London mit ihrer "Rights for Whites"-Kampagne herausgefordert wurde. Die BNP hatte öffentliche Märsche und Treffen, aber diese wurden stets angegriffen. So beschloß man, die Basis des Widerstandes dagegen zu verbreitern. Und der "Unity Carnival" war diesbezüglich sehr erfolgreich. Über 10.000 Menschen nahmen an den Aktionen teil. Der 2. "Unity Carnival", ebenfalls in Hackney Downs, war geradezu dafür geschaffen, die anwesenden Antifaschisten in direkte Aktionen einzubinden. Und Waterloo sollte zwei Wochen später davon profitieren. Der 3. "Unity Carnival" folgte in Newcastle 1993. 1995 gab es die Arbeit von Freedom of Music. Einige DJs organisierten Raves, um die antifaschistische Idee den Massen nahezubringen. Und es gab eine CD-Veröffentlichung namens "This is Fascism". Englische Antifaschisten arbeiten nun daran, CSB wieder in Gang zu bringen. Und es gibt auch schon einige Ideen, wie man das ganze wieder ankurbeln könnte: "Alle Lehren, die wir über die Jahre gezogen haben, zeigen uns, daß wir nun etwas beständiges aufbauen können. Man muß, um den Antifaschismus auf die Tagesordnung zu setzen, ihn in die Musikpresse bringen, um den Leuten zu zeigen, daß es kein Trend ist, der wieder vorbeigeht und daß das Problem weiterbesteht. Bands, die AFA unterstützen, müssen gefragt werden, ob sie uns nicht unter die Arme greifen wollen und es gibt viele Wege, wie sie uns helfen können. Z.B. indem sie die AFA Adresse auf ihr Album drucken, indem sie unser Material an ihren Ständen verkaufen, indem sie Benefizgigs für uns spielen. Die faschistischen Bands haben ihren Organisationen stets größere Unterstützung gegeben als wir sie jemals bekommen haben. Nach alledem denke ich, daß es nicht viel braucht, um uns zu helfen." It' s time to fight back!

    Kontaktadresse:
    Anti-Fascist Action und Fighting Talk
    c/o London AFA, BM 1734, London, WC1N 3XX, GB
    AFA im Internet: www.geocities.com/capitolhill/senate/5602
    (aus Revolution Times # 10)

    Schafft 1, 2, 3, viele Cable Street Beat Gruppen!
    Keep the faith! Fun + Oi!


    NO PASARAN!
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